Aufstellung Deutschland beim Confed-Cup

Das „Perspektivteam“ von Bundestrainer Joachim Löw hat bei der Kaderbekanntgabe am 17. Mai 2017 für einiges an Aufregung gesorgt. Gleich sechs Debütanten hat Löw nominiert, fast alle großen Stars werden geschont oder sind verletzt. Wie werden Löw und Schneider spielen, welches Spielsystem werden sie nutzen, wie werden sich die vielen neuen Spieler in den Kader integrieren? Viele Fragen sind noch offen bevor es am 19. Juni schließlich ernst wird im ersten Gruppenspiel des Confed-Cup 2017 in Russland gegen den Asienmeister Australien. Wir werfen einen Blick auf die möglichen Aufstellungen und Systeme der DFB-Elf.

Der DFB-Kader zum Confed Cup 2017 (Foto AFP)

Der DFB-Kader zum Confed Cup 2017 (Foto AFP)

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Das Spielsystem: Mit welcher Formation spielt Deutschland?

Da Löw viele neue Spieler im Kader hat, könnte es durchaus sein, dass er auch mit einer neuen Formation für das Turnier in Russland auftritt. Nur sechs seiner Abwehrspieler sind gelernte Defensivkräfte. Matthias Ginter, Joshua Kimmich und Sebastian Rudy sind allesamt eigentlich im Mittelfeld zuhause. Es wäre also durchaus denkbar mit einer Dreierkette zu agieren um ein sehr starkes, dichtes Mittelfeld zu haben und die Sturmspitze mit einem zweiten nominellen Stürmer zu unterstützen. Ein 3-5-2 scheint also eine zwar ungewöhnliche aber durchaus denkbare Alternative zum altbewährten 4-2-3-1 zu sein. Im Testspiel gegen Dänemark am 06. Juni und dem WM-Quali-Spiel gegen San Marino am 10. Juni testete Löw eine Abwandlung des 3-5-2. Es wurde mit einem 3-4-1-2 System gespielt. Dies scheint auch sein Bevorzugtes Format für den Confed-Cup zu sein.

Die Startaufstellung der Nationalmannschaft beim WM-Qualifikationsspiel gegen San Marino am 10.Juni 2017 in Nürnberg: Vorne v.L.n.R. Joshua Kimmich, Julian Brandt, Amin Younes, Lars Stindl, Jonas Hector, Julian Draxler. Zweite Reihe v.L.n.R. Marc-André ter Stegen, Leon Goretzka, Sandro Wagner, Shkodran Mustafi, Emre Can. Die offensivere Variante des 3-4-1-2 Systems von Löw. / AFP PHOTO / Christof STACHE

3-4-1-2: So könnten sie spielen

Bei einer 3-4-1-2 Aufstellung würde man vermutlich je nach Gegner entweder mit nur einem, oder mit 3 Innenverteidigern in der Dreierkette spielen. Wägt man sich in Sicherheit und erwartet hauptsächlich tief stehende Gegner kann man mit einem sehr breiten Mittelfeld und zwei offensiven Außenverteidigern wie Kimmich und Hector die Dreierkette bei eigenem Ballbesitz zu einer „Einserkette“ reduzieren und mit viel Offensivdrang nach vorn marschieren. Bei starken Gegner kann man mit 3 Innenverteidigern Spielen und die beiden Außenverteidigerpositionen etwas ins Mittelfeld vorziehen. Dies Garantiert eine stabile Abwehr und zwei äußere Mittelfeldspieler mit gutem Defensivverhalten. In der Offensiv wär bei diesem Spielsystem Julian Draxler als Verbindungsspieler zwischen Sturm und Mittelfeld in einer Art Spielmacherposition zu sehen. Ihm Stünden vorne dann mit Werner und Wagner entweder zwei echte Stoßstürmer zur Verfügung oder mit Stindl und einem der beiden eine etwas ausgeglichenere Variante.

Die potentielle Aufstellung: ter Stegen – Kimmich, Mustafi, Hector – Can Goretzka, Brandt, Younes – Draxler – Stindl, Werner

3-5-2: So könnten sie spielen

Bei einer 3-5-2 Aufstellung wäre es denkbar, mit drei Innenverteidigern in der Abwehrkette zu spielen. Hierbei wären Shkodran Mustafi und Antonio Rüdiger die beiden äußeren Spieler, Niklas Süle wäre der zentrale Spieler. Im Mittelfeld Könnte Julian Draxler die Fäden ziehen, während ihm Emre Can und Joshua Kimmich den Rücken frei halten. Im Sturm Stünde der erfahrene Sandro Wagner dem jungen Senkrechtstarter Timo Werner zur Seite.

Die potentielle Aufstellung: ter Stegen – Mustafi, Süle, Rüdiger – Kimmich, Can, Draxler, Meyer, Brandt – Wagner, Werner

4-3-3: So könnten sie spielen

Ein 4-3-3 Spielsystem wäre eine gänzlich unerwartete Lösung von Löw. Hierbei würde man mit einer klassischen Viererkette, wahrscheinlich mit Kimmich und Hector als Außenverteidiger, agieren. Um einen defensiven Mittelfeldspieler wie Diego Demme würden sich in diesem System zwei kreative Spieler wie Julian Brandt und Julian Draxler tummeln, die das Spiel für die drei Offensivkräfte öffnen würden. Im Sturmzentrum könnte Timo Werner agieren, welcher von den Außenstürmern Leroy Sané und Amin Younes unterstützt werden könnte.

Die potentielle Aufstellung: ter Stegen – Kimmich, Mustafi, Rüdiger, Hector – Demme, Brandt, Draxler – Younes, Sané, Werner

4-2-3-1: So könnten sie spielen

Ein 4-2-3-1 scheint die realistischste Lösung für das Turnier zu sein. In dieser Aufstellungsvariante wurde man 2014 bereits Weltmeister und sie ist auch die von allen Jugendmannschaften nach Vorbild der Herren eingeübte Standartformation. Hier würde  man im Mittelfeld mit flexiblen Spielern wie Meyer und Goretzka versuchen Überzahlsituation zu schaffen und den Gegner bei Ballverlust früh unter Druck zu setzen und bei eigenem Ballbesitz für viel Ballsicherheit zu sorgen.

Die potentielle Aufstellung: ter Stegen – Kimmich, Rüdiger, Mustafi, Hector – Can, Meyer -Draxler, Goretzka, Sané – Werner

Die deutsche Startaufstellung gegen Dänemark in Brondby, Dänemark am 6.Juni 2017. Hinten: Stindl, Trapp, Rüdiger, Süle, Wagner, Ginter, vorne: Rudy, Draxler, Hector, Goretzka und Kimmich. Die Defensivere Variante des 3-4-1-2 Systems von Bundestrainer Löw. / AFP PHOTO / PATRIK STOLLARZ

Welche Stärken und Schwächen haben die Spielsysteme?

3-4-1-2:

Das größte Problem des 3-4-1-2 ist die relative Isolierung des Verbindungsspielers (z.B.: Julian Draxler) und die potentiell defensiv überforderten Außenspieler im Mittelfeld. Es ist ein System, das bei eigenem Ballbesitz viele Anspielstationen und Rotationen im Mittelfeld ermöglicht, dafür aber sehr anfällig für Konter sein kann und auf routinierte und ruhige Abwehrspieler setzen muss. Bei einer derart dünnen Besetzung in der Abwehr ist nämlich wenig Raum für fehler. Der große Vorteil des Systems ist die übermacht im Mittelfeld. Außerdem könnten die zwei Sturmspitzen viele Teams vor größere Schwierigkeiten stellen.

3-5-2:

Bei einem 3-5-2 setzt man als Mannschaft vor allem darauf, den Gegner sein spiel aufzuzwingen und durch drei große und zweikampfstarke Abwehrspieler das Zentrum am Boden und in der Luft dicht zu machen. Die Mangelnden Außenverteidiger müssen die im Pivot auflaufenden beiden Sechser durch noch mehr Laufbereitschaft ersetzen. Ein Vorteil dieses Systems wäre auch, dass man mit zwei echten Stürmern oder einem Stürmer und einer hängenden Spitze agieren könnte. Mit Lars Stindl hätte man dabei einen Spieler der die klassische HS-Rolle gerne und gut ausfüllen kann, mit Sandro Wagner und Timo Werner hat man aber ebenfalls zwei gelernte klassische 9er.

4-3-3:

Im von Johan Cryff erstmals perfektionierten 4-3-3 System können Teams vor allem dadurch bestechen, dass sie eine gute Balance zwischen Angriff und Verteidigung haben. Mit drei offensiven Kräften, beim DFB vielleicht Timo Werner, Leroy Sané und Amin Younes, strahlt man Torgefahr aus, das Hauptaugenmerk muss jedoch auf dem Mittelfeld liegen. Die drei Mittelfeldspieler müssen allesamt als Verbindungsspieler agieren. Sie schalten zwischen Offensiv- und Defensivverhalten um und müssen vor allem durch Zweikampfstärke und Lauffreude bestechen. Gerade ein Spieler wie Diegeo Demme, der für RB Leipzig durch ebendiese Merkmale zu einem der wichtigsten Spieler der Saison wurde, könnte in dieser Formation aufgehen.

4-2-3-1:

Die mittlerweile zum Klassiker des DFB gewordene 4-2-3-1 Formation gilt wohl als wahrscheinlichste taktische Ausrichtung für das Team von Jogi Löw. Mit einer guten Balance aus defensiver Stabilität und offensivem Potential bietet sie die Ausgewogenste der drei Alternativen. Bei ihr geht es vor allem darum, dass die beiden defensiven Mittelfeldspieler das Zentrum dicht machen und das spiel gemeinsam mit den sehr offensiv agierenden Außenverteidigern in die Breite ziehen. So sollen für die Kreativen im offensiven Mittelfeld räume und Passwege geschaffen werden um gefährlich vor dem gegnerischen Tor aufzutauchen. Gerade für Spieler wie Draxler und Sané, die wenn sie die Chance dazu bekommen auch stark im offensiven 1 gegen 1 sind, wäre dies wahrscheinlich das Beste System. Sie könnten durch gutes Passspiel freigespielt werden und dann über die außen gefährlich in den Strafraum ziehen oder den zentral wartenden Timo Werner mit Querpässen und Flanken in Szene setzen.